Bilder


"Tape it easy", 74 x 82


Das Werk entstand im März 2023 für die Ausstellung


FOTOCOLLAGE


im Projektraum der NKI.


Diverse zu Streifen geschnittene eigene Fotos auf c-print auf Holz.



Gleich breite Streifen, diagonal überwiegend parallel angeordnet, verlaufen von links oben nach rechts unten. Links/unten überwiegen eher blaue Streifen (tapes), rechts /oben rote, getrennt durch einen überwiegend grauen Bereich. Das fast quadratische Bild spielt mit der Illusion von Perspektive, ähnlich wie bei einem Kippbild. Die Augen suchen quasi nach 3-Dimensionalität.


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Das Werk entstand 2019/20

für die Gemeinschafts-Ausstellung


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ausgerichtet von „Neue Kunst Initiative Marzahn-Hellersdorf“ ( nki-berlin.de ) im Projektraum Galerie M.

12679 Berlin, Marzahner Promenade 46

Ausstellung 25.01.20 – 07.03.20




Titel:




"Das Schwarmverhalten der Dachpappennägel“,

2020, 50 x 70,



circa 6.400 Dachpappennägel (2,0 x 16 mm) auf Sperrholz


Die Idee zu diesem Werk entstand in Anlehnung an Nagelbilder von Günther Uecker.





Im unteren Drittel der Bildfläche dicht bei dicht Nagelköpfe, die sich z. T. überlappen, nach oben hin werden die Abstände zwischen den Nägeln größer, sodass die Sperrholzfläche mehr und mehr sichtbar wird. Stellenweise bleiben unterschiedlich große, kreisrunde Flächen von Nägeln frei.


Die Dachpappennägel sind unregelmäßig tief in die Holzplatte getrieben. Durch die Hammerschläge haben sich die Nagelköpfe unterschiedlich verformt. Je nach Lichteinfall und Blickwinkel schimmert das von den Nägelköpfen gebildete Relief silbern bis grau.



Papier – zwischen DIN A 4 und 3 D

Das Werk

„1.831 Worthülsen und ein Geistesblitz“

entstand im Januar 2019 für die Gemeinschafts-Ausstellung PAPIER, ausgerichtet von „Neue Kunst Initiative Marzahn-Hellersdorf“ ( nki-berlin.de ) im Projektraum Galerie M, Marzahner Promenade 46.


Papierstreifen, bedruckt, aus Zeitschriften sowie Druckerpapier, weiß, 6cm breit, zu Röhren gerollt, mit der Öffnung auf dem Untergrund (beschichtetes Sperrholz) und miteinander verklebt. - Das Papier hebt sich aus der Fläche und erobert die dritte Dimension.

In dem ansonsten mehrfarbigen Werk bilden die weißen Papierhülsen eine geschlossene Fläche, die in der linken Hälfte mit einzelnen Elementen beginnt und sich an den rechten Rand, breiter werdend, schwingt. Je nach Blickwinkel, Helligkeit und Beleuchtung ergeben sich unterschiedliche Farbeindrücke.

Auszüge aus der Eröffnung

                                                                                     

Text: H. Döring







Das Wissen, dass das Papierschöpfen ursprünglich als kreativer Prozess verstanden wurde, ist uns heute weitgehend abhanden gekommen: Papier ist überall und jederzeit verfügbar. Als Kopierpapier, als Einwickelpapier, als Klopapier.

Als Sohn eines Schriftsetzers und als Schreiber habe ich zu Papier ein durchweg wohlwollendes Verständnis. Die einzige Situation, in der ich wegen Papiers eine Gänsehaut kriege: wenn mich eine Uniform anblafft:

„Die Papiere, bitte!“

Und nun trägt die Ausstellung den Titel Papier.


Aus einem Papiertaschentuch lässt sich mit wenigen Handgriffen eine weiße Blume zupfen.

Aber ist das schon Kunst?

Schon als Kinder konnten wir Papierflieger falten.

Aber ist das schon Kunst?

Aus einer Papierserviette kann man auch mit wenig Fantasie effektvolle Tischdeko falten.

Aber ist das schon Kunst?





Die Frage, ob das Kunst ist, sollte man vielleicht gar nicht stellen, aber sie drängt sich mit dem Material Papier einfach auf. Wie oft werden Werke aus Papier in die Nähe von Kunsthandwerk gerückt. Papiergirlanden als Verzierung, Papierschlangen als Silvesterschmuck, Fröbelsterne aus Papierstreifen, Papierlaternen im November.

Damit sich Papier erst gar nicht dem Verdacht oder dem Vorwurf aussetzt, es sei lediglich Deko oder Kunsthandwerk, hätte ich vier Wünsche:




1. Kunst aus Papier müsste sich, damit sich das Hinsehen lohnt, von unseren Papiererfahrungen lösen, es dürfte sich nicht mehr primär in seiner dienenden Funktion als Hintergrund oder Untergrund, als Trägermaterial für Farben oder Druckerschwärze verstehen, sondern müsste sich als eigenständiges, künstlerisches Sprachmaterial begreifen. Konkret und zu allererst: Es müsste sich von seinem DIN-Format trennen und aufhören sich viereckig, über Kanten, Ecken und rechte Winkel zu definieren!




2. Kunst aus Papier müsste sich aus seiner Zweidimensionalität lösen und den Raum erobern. Konkret: Eine Installation aus Papier müsste sich mit unentdeckten Eigenschaften wie Formstabilität, Statik, Belastbarkeit auseinander setzen.




3. Und Papierkunst müsste sich auf die zahlreichen anderen papierenen Eigenschaften besinnen, konkret: Papier lässt sich falten, kniffen, lochen, stapeln, klammern, durchlöchern, knautschen, tackern, aufspießen, wickeln, riffeln.
Unsere Sprache bildet die Fragilität und Vergänglichkeit von Papier ab: Viele Tätigkeitswörter im Zusammenhang mit Papier lassen sich mit den Vorsilben ver- und zer- zusammensetzen: zerreißen, zerschneiden, zerknittern, zerknüllen, verkleben, zerfetzen, zerknautschen, verbrennen.



Im Galeristenjargon oder im Kuratorenhochdeutsch heißt das: Papier ist semantisch mit seiner Instabilität konnotiert.




4. Und: Papier vereint zahlreiche gegensätzliche Eigenschaften in sich. Es ist brennbar, aber wir können es auch als Backpapier benutzen. Es ist fragil, aber in entsprechender Stärke oder entsprechend gefaltet auch relativ stabil. Es ist undurchsichtig aber auch durchscheinend. Es ist leicht, aber in entsprechender Stärke auch unheimlich schwer. Papierkunst müsste den Werkstoff Papier mit seinen vielfältigen spezifischen Eigenschaften verstehen und in seinen gestalterischen Formqualitäten Altes und Bekanntes neu interpretieren.






Die von mir formulierten Wünsche sind aber letztlich auch entbehrlich, weil z.B. ein provokanter Titel aus einem weggeworfenen Stück Papier ein Kunstwerk, aus einem unbenutzten Tempotaschentuch ein „ready made“ machen könnte! Und übrigens: man kann auch mit einem geschredderten Papierbild 1,4 Millionen Euro erzielen. Aber das steht auf einem anderen Blatt - Papier.

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